Dienstag, 24. Juli 2012

Die ÖBB wird ultramodern

Ab 6. August stellen die Österreichischen Bundesbahnen ihr letzten Linien auf "Rechtsverkehr" um. Das sind vor allem die Südbahnstrecken bzw. die Nebenbahnen in das Burgenland. Hier möchte ich euch nun einen kurzen historischen Abriss des österreichischen Eisenbahnwesens geben, begonnen von der Kaiser-Ferdinand-Nordbahn (zweitälteste reine Dampfbetriebene Linie) und der Semmeringbahn bis hin zu eben jenen 6. August 2012 der in rund zwei Wochen auf dem Kalender erscheint.

Als „Geburtsstunde der Eisenbahn“ (mit Lokomotivbetrieb) in Österreich gilt 1836 der Spatenstich für die 1838 eröffnete Kaiser Ferdinands-Nordbahn, die zweite reine Dampfeisenbahn des Kontinents nach der Linie Brüssel-Mecheln (auf der bayerischen Nürnberg-Fürther-Bahn gab es bis 1862 Mischbetrieb). Dieses Projekt entwickelte sich zur wahren Erfolgsgeschichte: Bis zur Verstaatlichung im Jahre 1906 errichtete die ökonomisch höchst erfolgreiche Nordbahn-Gesellschaft ein sehr umfangreiches Netz. Die Nordbahn wurde zur wichtigsten Bahnlinie der Habsburgermonarchie.
Das Eisenbahnprogramm des Staates sah die Errichtung mehrerer wichtiger Linien vor. Kernstück waren die Nordbahn von Wien nach Norden und eine Südbahn von Wien zum Adriahafen Triest und nach Lombardo-Venetien. Angestrebt wurde aber auch die Vollendung der unter privater Ägide begonnenen Venedig-Mailänder-Bahn. Dort begann der Staatsbahnbau 1852. Bis 1851 wurde die Nordbahn bis Bernhardsthal vollendet. Vom Bahnhof Olmütz der Richtung Krakau führenden Kaiser Ferdinands-Nordbahn aus wurde die Strecke via Prag zur Staatsgrenze bei Bodenbach geführt, wo der Anschluss an das sächsische Eisenbahnnetz erfolgte. Eine Zweigstrecke dieser Bahn führte nach Brünn. 1857 wurde die Südbahn Wien–Triest eröffnet, zu der die anspruchsvoll trassierte Semmeringstrecke von Gloggnitz nach Mürzzuschlag gehört. Diese war schon 1854 als erste Hochgebirgseisenbahn der Welt dem Verkehr übergeben worden. Zwischen Graz und Triest mussten auch das Laibacher Moor durch Aufschüttung und der Karst mittels einer Gebirgstrasse überwunden werden. Die Errichtung der militärisch bedeutenden Eisenbahnverbindung nach Lombardo-Venetien fand nicht statt. Sie hätte in Aurisina nördlich von Triest beginnen sollen; als 1859 die Lombardei für Österreich verloren ging, war diese Verbindung obsolet. Die Wirkung der Südbahn auf den Hafen Triest blieb vorerst bescheiden, da die Hafenanlagen größtenteils aus dem 18. Jahrhundert stammten und der neu errichtete „Eisenbahnhafen“ viel zu klein dimensioniert war. Die Südbahn wurde bis 1923 von der Südbahngesellschaft betrieben. Halbherzig wurde hingegen das Projekt einer Westbahn behandelt. Man kam hier über die Trassierung von 1842 (Friedrich Schnirch) nicht hinaus. Dies obwohl bereits 1838 von Bayern ein klarer Appell zur Errichtung einer Westbahn an Österreich gerichtet worden war.
Nun wird auch die Österreichische Bundesbahn, Nachfolger der K.K.Staatsbahn endlich modern und stellt ab 6. August 2012 alle Linien auf Rechtsverkehr um. Wir gratulieren herzlich.