Der Erste Weltkrieg begann relativ spektakulär: In der Nacht von Dienstag, den 28.
auf Mittwoch den 29. Juli 1914 beschossen österreich-ungarische Donaumonitore,
unterstützt von Artillerieeinheiten auf der damals österreichischen Seite Zemun
(Semlin) aus die serbische Hauptstadt Belgrad, vor allem deren alte, aber
mächtige Festung Kalimegdan. Als Antwort versuchten serbische Soldaten, die
Eisenbahnbrücke zwischen Zemun und Beograd zu sprengen, dies misslang, die
Brücke war für Infanterie weiterhin passierbar. Totzdem konnte sich die relativ
kleine serbische Armee unter ihrem Oberbefehlshaber Putnik noch lange halten.
Eine österreichische Offensive entlang der Drina scheiterte, auch Belgrad
musste nach vorübergehender Besetzung im Dezember 1914 wieder aufgegeben
werden. Hier eine zeitgenössische
Zeitungskolumne:
Die ersten Kämpfe vor
Belgrad. (Von der amtlichen Zensurstelle genehmigt.) Die
”Südslawische Korrespondenz” erhält von ihrem Spezialkorrespondenten
folgenden Bericht aus Semlin: In der Nacht von Dienstag auf den Mittwoch
begannen vor Belgrad die ersten Kämpfe. Wenige Minuten vor ein Uhr morgens
vernahm man in Semlin den ersten Kanonenschlag, dem bald weitere folgten. Der
Beginn des ersten Kampfes war serbischerseits durch Beschießung
österreichischer Transportschiffe eingeleitet worden. Um die genannte Stunde
passierte das Schiff der Donaudampfschifffahrtsgesellschaft “Inn” mit drei
leeren Schleppschiffen die alte Belgrader Festung Kalimegdan. Das Schiff “Inn”,
dessen Kommando Kapitän Stephan Feiner führte, wurde plötzlich vom serbischen
Ufer mit Maschinengewehren beschossen. Der Donaumonitor “Temes” kam rasch
herbeigedampft und eröffnete gegen die serbischen Stellungen das Feuer. Bald
darauf war die serbische Batterie zum Schweigen gebracht. Der Kanonendonner
verhallte und die am Semliner Ufer versammelten Zuschauer glaubten schon an
eine Beendigung des Zwischenfalls. Plötzlich – es war inzwischen halb zwei Uhr
morgens geworden – ertönte aus der Richtung der Savebrücke eine ungeheure
Detonation. Die Serben hatten den Versuch gemacht, die Brücke zu sprengen. Man
konnte im aufsteigenden Morgennebel sehen, daß nur der Teil zwischen dem
serbischen Ufer und dem ersten Pfeiler der Brücke in das Wasser hing, während
der Pfeiler selbst intakt war. Die Brücke konnte somit für als für Fußtruppen
passierbar angesehen werden.
Unterdessen waren auch die Monitoren “Samos” und
“Bodrog” in Kampflinie neben der “Temes” aufgefahren und begannen ein
Bombardement. Gleichzeitig eröffnete die Haubitzenbatterie auf der Semliner
Seite das Feuer. Der erste Schuß des Monitors “Temes” hatte das Dach der auf
dem Kalimegdan exponiert liegenden Kaserne getroffen, das sofort in Brand
geriet. Die nächsten Schüsse der Monitore waren ebenfalls Volltreffer. Man
konnte von dem Semliner Ufer an dem aufsteigenden Rauche genau feststellen, wo
die Geschosse gezündet hatten. Um halb fünf Uhr morgens war am Mittwoch der
erste Kampf vor Belgrad beendet und es trat um diese Stunde wieder Ruhe ein. …