Sonntag, 8. Juli 2012

Bewegung 2. Juni

Michael "Bommi" Baumann war Mitbegründer der Bewegung 2. Juni, einer der Stadtguerilla zugeordneten militanten Bewegung. Das Datum erinnerte an die Ermordung Benno Ohnsorg am 2. Juni 1967 durch einen - wie man später herausfand im Dienste der Stasi stehenden - Polizisten. Dieser (Karl-Heinz Kurras) hatte damals als Schutzpolizist Dienst bei einer Studentendemo die sich gegen den Staatsbesuch des Schahs von Persien, Reza Pahlevi richtete. Dabei schoss er dem FU Studenten mit seiner Dienstpistole in den Hinterkopf. 2009 wurde seine Tätigkeit für die Stasi bekannt deren Informeller Mitarbeiter er von 1955 bis 1967 war.


Im Zeichen dieser Ereignisse entstand die "Bewegung 2. Juni", welche von Michael Baumann und Till Meyer als proletarischer Teil der Berliner Stadtguerillabewegung gegründet wurde. Die Bewegung war allerdings auch extrem militant und verübte Bombenanschläge auf Fahrzeute der Alliierten sowie einen britschen Yachtclub am 2. Februar 1972. Alle diese Aktionen standen im Zusammenhang mit dem "Bloody Sunday" in der nordirischen Stadt Derry (30. Januar 1972). Als der Aktivist Thomas Weissbecker am 2. April 1972 erschossen wurde verübten die übrigen Mitglieder der Bewegung 2. Juni unter dem Motto "Jetzt reichts"  am 3. März 1972 einen Sprengstoffanschlag auf die Zentrale des Landeskriminalamtes Berlin. Weitere Aktionen wurden nach der Festnahme bzw. dem gewaltsamen Tode Georg von Rauchs und Petra Schelms durchgeführt, so der am 5. Mai 1972  verübte Brandanschlag auf die juristische Fakultät Berlin. Petra Schelm war Aktivistin der RAF. Georg von Rauch wurde bei einem Festnahmeversuch von der Polizei erschossen. Im April 1972 missglückten zwei Sprengstoffanschläge gegen US-amerikanischen Einrichtungen. Beide Sprengsätze konnten von der Polizei entschärft werden. Die Bewegung 2. Juni wollte damit gegen den Vietnamkrieg protestieren. Eine weitere spektakuläre Aktion war die Entführung des CDU Politikers Peter Lorenz am 27. Februar 1975. Dies passierte mitten im Berliner Wahlkampf. Er wurde gegen 5 Mitglieder der RAF bzw. Bewegung 2. Juni ausgetauscht - das einzige Beispiel, wo die Bundesrepublik Deutschland auf einen Deal mit Terroristen einging. In diesem Zusammenhang wurde jedoch Till Meyer (erneut) verhaftet (beim ersten Mal 1972 gelang ihm die Flucht) und wurde am 27. Mai 1978 von Gesinnungsgenossen aus der Haftanstalt Berlin-Moabit befreit, floh nach Bulgarien wo er jedoch festgenommen und an die BRD ausgeliefert wurde. 1986 wurde Till Meyer vorzeitig entlassen. Er ist Autor der Autobiografie "Staatsfeind". Michael "Bommi" Baumann sagte sich Mitte der 70er Jahre vom Terrorismus los und wurde 1981 in London verhaftet. Er wurde zu 5 Jahren Haft verurteilt. Nach der Wende wurde bekannt, dass Baumann 1973 von der Stasi verhaftet wurde und dort ein 165 Seiten starkes Werk über alle in der BRD aktiven Terroristen geschrieben hat. Er schrieb das Buch "Rausch und Terror". Die Bewegung 2. Juni wurde am Jahrestag 1980 von einigen Mitgliedern als aufgelöst erklärt. Andere Aktivisten widersprachen dem aber und machten weiter.