Fesch, Fesch denke ich mir als ich das neueste Projekt des berühmtesten Austrokanadiers weltweit in der Hand halte. Gestern war das Elaborat schon in der Kronenzeitung als zweite Gratisbeilage neben dem Paninipickerlheft EURO 2012 vertreten, heute ziert es das Cover der gleichnamigen Gratispostille für gestresste U-Bahnkonsumenten, Hausfrauen, Ha-Tsche Fans und Pendler. Also habe ich es mir auch gegeben und staunte ob der vielen neuen Erkentnisse des „Frank Stronach Institut für sozialökonomische Gerechtigkeit!“
"Politik ist weitgehend eine abgemachte Sache, die auf Freunderlwirtschaft aufgebaut ist. Unser System ist höchstens scheindemokratisch, und es ist an der Zeit, dies zu ändern ! Unglücklicherweise besteht die Regierung aus Politikern. Das Mandat eines Politiker ist, gewählt oder wiedergewählt zu werden. Das heisst, Österreich wird hauptsächlich von politischen anstatt von sozialökonomischen Grundsätzen regiert "
Ganz was neues, denkt sich der verwirrte Kroneleser euphorisch, habe ich noch nie in dieser Deutlichkeit gehört. Vielen Dank Frank ! Die Regierung besteht aus Politikern. Wow – welche Erkenntnis. Ich war ja auch schon lange der Meinung dass man keine Politiker sondern dressierte Gorilla dafür verwenden sollte, bloss hat auf mich noch nie wer gehört. Also einen grossen Dank an Frank ! Er hat es glasklar erkannt. Der Ehrenkodex für Politiker wie weiter gefordert ist auch eine feine Sache, keine Lobbyisten und Anfütterer mehr, keine Wirtschaftskapitäne die sich durch ihre wirtschaftliche Macht Vorteile erkaufen – oh wait ! – Gedankenfehler. Blöd. Ja die Politiker. Die die Schulden machen. Keine Firmen, keine Banken, keine Spekulanten die die aktuelle Krise ausgelöst haben – nein die „scheiss“ Politiker die mit Arbeitsplatzsicherungen, Sozialleistungen für entlassene Arbeiter und Angestellte Riesenausgaben haben, die durch die Umweltverschmutzung, Feinstaubbelastung und andere Dinge, die die hochgelobte „saubere“ Industrie produziert an den Rand des Wahnsinns getrieben sind schuld daran. Dass es schwarze Schafe gibt ist ja unbestritten, der Herr „Ich bin zu schön für diese Welt“ hat es ja bewiesen (wie schon so mancher Finanzminister und Salzbaron vor ihm) - nur ist ein Politiker wirklich repräsentativ für alle ? Das ist so wie: ein Schwarzafrikern wird mit Drogen erwischt (Beispiel auf eine beliebige andere Ethnie ausdehnbar) also sind alle Schwarzafrikaner dasselbe (in Wien auch „Drogenneger“ genannt). Juhuu. Die Vereinfachung des Weltbildes feiert fröhliche Umstände. Die Bürger sollen eine direkte demokratische Bürgervertretung wählen können. Aha. Und was ist das Parlament oder die anderen Gremien der Legislative ? Per Losentscheid ernannt, mit Erbpacht versehen oder wie ? Wer wählt denn unsere Volksvertretung ? Der König von Swasiland mit seinen Frauen (den gibt’s wirklich) ? Der Mann im Mond ? Die Habsburger ?
"Politiker machen viele Versprechungen und geben Unmengen von Steuergeld aus, um gewählt und wiedergewählt zu werden. Unser Lebensstandard ist noch hoch, aber wir müssen verstehen dass vieles auf Schulden aufgebaut ist. Österreich hat bereits über 220 Mrd. Euro Schulden dafür zahlen wir fast 10 Milliarden Euro Zinsen pro Jahr, und die steigen jährlich ! Unsere Zinszahlungen sind höher als unsere Ausgaben für Bildung und Forschung. Man muss sich einmal vorstellen, wie viele Kindergärten und Ausbildungsstättenw ir für dieses Geld bauen könnten. Auch durch Gelddrucken kann man keinen Wohlstand schaffen, ganz im Gegenteil, je mehr Geld gedruckt wird desto weniger wird es wert. Durch die Vermehrung des Geldes und die weiteren Schulden werden wir im Laufe der Zeit um unsere Ersparnisse gebracht !"
Politiker machen viele Versprechungen. Aha. Banken oder andere Industriebetrieben zum Glück nicht. Mehr Zinsen, sauberere Energie, weniger Feinstaub, kein Ozon mehr (das Ozonloch wird bekanntlich immer grösser) – Ehrlichkeit made by Frankieboy. Ausserdem macht er sich dankenswerterweise Sorgen um unseren Lebensstandard. Daran ist nicht die spekulationsbedingte Verteuerung von Grundnahrungsmittel und Wohnraum schuld sondern die Politiker, die uns einreden, dass wir das und das brauchen – oder doch nicht ? Das unsere Zinszahlungen höher sind als die Ausgaben im Bildungs- und Sozialbereich ist eine traurige Tatsache, leider nicht die Schuld der Politik. Sondern derjenigen, die für immer mehr gut ausgebildete Arbeitnehmer immer weniger zahlen wollen um den persönlichen Profit immer grösser gestalten zu können. Aber Danke für die Aufmerksamkeit. Die Sache mit dem Gelddrucken ist auch so ein Problem. Wer ausser der Staat hat diese Berechtigung ? Fangen wir wieder mit den „Betriebsgeldern a la Wienerberger anno 1880“ an, wo die Bediensteten eigene Münzen als Lohn bekamen die sie dann in den betriebseigenen Geschäften (zu überhöhten Preisen) ausgeben „durften“ ? Eine Verwässerung des Wohlstandes kann man nur dadurch erreichen, indem man Abscheulichkeiten wie Flat Tax und ähnliches einführt. Man stelle sich vor, wer davon profitiert. Der Manager mit 100.000 EURO Einkommen oder der Hackler mit 1.000 ? – Genau !
"Der Verwaltungsapparat muss in ziviliserter Art und Weise abgebaut werden. Ich bin davon überzeugt, dass wir über die nächsten fünf Jahre jährlich 10 Prozent der Verwaltung reduzieren könnten !"
Den Verwaltungsapparat abzubauen ist auch eine coole Idee wie ich finde. Gibt ohnehin zuviele Beamte. Ärzte, Schwestern, Feuerwehrleute, Krankenwagenfahrer, Polizisten. Weg mit ihnen – ACAB ! – Ich stelle mir gerade vergnügt einen 65jährigen WEGA-Beamten auf Räuberjagd, einen 70jährigen Krankenträger oder Feuerwehrmann vor, wer will von denen nicht gerne getragen oder gerettet werden ? Eben ! Oder eine Baubewilligung für eine notwendige Strasse, Schule, Sonstwas die dann mangels Personal erst nach drei Jahren statt 3 Wochen bewilligt wird. Auch der Arbeitslose am AMS der um sein Geld ansteht und nach 7 Monaten statt 1 Monat Bescheid bekommt wird sich freuen. Denn weniger Beamte bei gleicher oder Mehrarbeit bedeuten automatisch längere Wartezeiten. Ist aber alles nicht so schlimm weil der Wohlstand ja durch die Firmen und Wirtschaftskapitäne gesichert wird, die sicher sozialer denken als jeder Politiker oder jede Körperschaft. Die Sache mit den zu vielen Politikern ist auch sowas, da müsste man mal definieren, was in diese Kategorie hineinfällt. Da könnte ich umgekehrt auch sagen, wir haben zuviele Manager die zuviel Geld in Form von Gehältern und Boni verschlingen. Wie baut man die ab ? Wie baut man die Spekulanten und Lobbyisten ab ? Oder ist das gar nicht gewünscht ? Man weiss es nicht.
"In Österreich gibt es zirka 300 Steuergesetze mit tausenden Paragrafen, die jährlich mehrmals novelliert werden. Es gibt zu viele Grauzonen, kaum jemand kennt sich genau aus. Die Meisten haben Angst vor einer Steuerprüfung. Es darf nicht sein, dass sich Bürger vor Finanzbeamten oder der Steuerprüfung fürchten müssen ! Alles sollte einfach, gerecht und klar sein."
Die meisten Leute haben Angst vor einer Steuerprüfung ? Ist ja wohl ein schlechter Witz, wenn dem so wäre gäbe es nicht so viel Steuerhinterziehung auf höchstem Niveau – Buwogl machts vor. Das Ding mit den zu vielen Steuergesetzen glaube ich gerne, leider wird nur ein Bruchteil davon wirklich zur Anwendung gebracht womit wir wieder relativieren müssten. „Alles sollte einfach, gerecht und klar sein“ ist zwar nett aber da müsste man zuerst bei den Wirtschaftskapitänen beginnen die jedes Schlupfloch für ihre Firma nutzen um möglichst viel Gewinn bei möglichst wenig Abgaben erzielen wollen.Die Geschichte mit der Flat Tax habe ich ja schon ausgeführt, nutzt nur den Grossen und schadet den Kleinen. Ein wie bisher gedeckelter Steuersatz ist die einzig vernünftige Lösung.
"Eines der Hauptprobleme unserer Gesellschaft ist, dass die soziale Kluft zwischen den Arbeitgebern und den Arbeitnehmern zu gross ist. Und sie scheint Jahr für Jahr grösser zu werden. Das schafft Unmut. Schuld daran sind die Politiker, die nicht die richtigen Rahmenbedingungen für unsere Gesellschaft geschaffen haben ! Sie sind schuld daran, dass unser Land so einen gewaltigen Schuldenberg aufgebaut hat. Nach vielen Jahren der politischen Mißwirtschaft und Unfähigkeit wettert man nun gegen Unternehmer und Manager. Wenn wir aber die Unternehmer und die gut bezahlten Manager noch höher besteuern, ist zu befürchten, dass sie anderswo hingehen. Wir sollten aber die besten Managar und Unternehmer in Österreich behalten, denn sie sorgen für Arbeitsplätze in unserem Land !"
Interessant auch der Abschnitt mit der sozialen Kluft zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Dass diese Kluft jährlich ansteigt und mittlerweile schon eine Grabentiefe bis hinunter zum Mariannengraben hat ist auch nicht verwunderlich, die Schlussfolgerung, dass die Politik daran schuld ist, aber schon ein wenig kühn. Immerhin bestimmt nicht die Politik die Höher der Löhne und Gehälter sowie die Auszahlung von Gewinnbeteiligungen sondern immer noch der jeweilige Arbeitgeber. Ich meine, einerseits wird die Praxis der Remunerationen im öffentlichen Dienst heftigst kritisiert andererseits soll nach Frankies Willen die Industrie ein Bonussystem einführen um mehr soziale Gerechtigkeit zu bekommen. Und das am besten durch die Einführung von Gesetzen – nicht das das die Politik nicht schon längst versucht hat und daran immer grandios am Widerstand der Industrie gescheitert ist. Auf die Tränendrüse drückt der Herr Franz bei seiner Feststellung dass gegen Unternehmer und Manager gehetzt wird, die alleine für das finanzielle und soziale Seelenheil der arbeitenden Bevölkerung verantwortlich sind und deren erzwungener Abgang den Wohlstand, ja den gesamten österreichischen Staat gefährdet. Wow. Ein ziemlich mieser Kniff, denn wer ist denn für die derzeitige Wirtschaftskrise in Europa verantwortlich ? Der Müllfahrer ? Der Postmann ? Der Polizist ? Die Reinigungsdame ?
"In letzter Zeit wird viel davon gesprochen, wie wir Wohlstand verteilen können, dabei wäre es viel wichter, sich Gedanken zu machen, wie wir gemeinsam Wohlstand schaffen können !"
Wohlstand schaffen statt Wohlstand verteilen – genauso ein Holler. Denn um Wohlstand zu verteilen muss man ihn doch vorher um Gotteswillen erst erwirtschaften, denn von nichts kann man klarerweise auch nichts verteilen. Oder sehe ich das falsch ?
Der Klassiker schlechthin ist aber die letzte Forderung:
"Ein gesundes und starkes Europa souveräner Staaten !"
Was bitteschön ist die EU derzeit ? Ein Bundesstaat nach amerikanischem Vorbild mit einem EU Präsidenten der jederzeit die Macht hat auf den Knopf zu drücken ? Lächerlich oder ? Jedes Land steht noch immer für sich selber, sieht man an unseren östlichen Nachbarn ja sehr genau, die tun und lassen was sie wollen. Oder an Griechenland. Ich kann mir nicht vorstellen dass in einem Staatenmodell a la USA ein derartiger Kollaps dort so leicht möglich gewesen ist. Dass viele Wirtschaftskapitäne übrigens ihr Vermögen schon lange vorher ausser Landes geschafft und den Staat damit um Milliardeneinnahmen gebracht haben hat der Weizer Franzi leider übersehen. Ist ja egal, hauptsache „die Politiker“ per se sind schuld an allem Ungemach Europas. Summa sumarum ist das Ganze Elaborat einfach nur vergnüglich wenn man es zerpflückt und ärgerlich wenn man es in einem durchliest. Aber wir wissen ja: Frankies Projekte in Österreich sind nur Strohfeuer (Fussball, Pferde, Unterhaltung, Wetten). Ich will mit einem guten alten Zitat schliessen: „Schuster bleib bei deinen Leisten !“
Danke für die Mitarbeit !