Vor Sicherheitsgipfel
Harte Welle gegen Hooligans angekündigt
Hooligans droht eine härtere Gangart durch den Staat. "Das Konzept der Selbstreinigung hat nicht funktioniert", sagte Hessens Innenminister Boris Rhein (CDU).Den Fußball-Hooligans droht eine härtere Gangart durch die Sicherheitsbehörden. "Das Konzept der Selbstreinigung hat nicht funktioniert. Allein mit Fanprojekten und Fanbeauftragten lässt sich das Problem nicht mehr lösen", sagte Hessens Innenminister Boris Rhein (CDU) dem Nachrichtenmagazin Focus. Die Gewalt habe eine neue Qualität erreicht, die Antwort sei "null Toleranz". Rechtsfreie Räume würden nicht länger geduldet.
Rhein, der zugleich Vorsitzender der Innenminister-Konferenz ist, erklärte die bisherige Strategie zur Eindämmung der Gewalt in Stadien für gescheitert. "In Einzelfällen muss die Polizei auch einmal in einen Fanblock hineinmarschieren", äußerte der Minister. Polizei und Vereine hätten sich darauf einzustellen, bei Risikospielen mehr Personal einzusetzen.
Am Montag (14. November) findet der Sicherheitsgipfel im Bundesinnenministerium statt. Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) hat seine Länder-Kollegen und Vertreter der Fußballverbände und -vereine nach Berlin eingeladen, um Strategien gegen die zunehmende Gewalt in Fußballstadien zu beraten. Friedrich hatte mehrfach betont, dass die derzeitigen Zustände "nicht hinnehmbar" seien.
Die Anzahl der Verletzten bei Ausschreitungen im Profifußball hat in der vergangenen Saison einen Höchststand erreicht. In der Bundesliga und der 2. Liga waren rund um die Spiele insgesamt 846 Personen betroffen. Das ging aus dem Jahresbericht der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS) hervor.
243 Polizeibeamte, 259 Störer und 344 Unbeteiligte wurden verletzt. Durch die Steigerung um 7,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (786) wurde ein Negativrekord seit der erstmaligen Erhebung der ZIS-Zahlen zur Spielzeit 1999/2000 aufgestellt. Auch die Anzahl der Stadionverbote ist um zwei Prozent von 963 auf 983 gestiegen.
Die Zahl der gewalttätigen Fans in den höchsten vier Spielklassen ist auf etwa 15.000 gestiegen, wie der Focus unter Berufung ZIS-Zahlen berichtet. Allein in der 1. und 2. Bundesliga sind es mehr als 9600, so viele wie noch nie. Laut einer internen ZIS-Statistik war in der Saison 2010/11 unter den Erstligaklubs Absteiger Eintracht Frankfurt der Verein mit den meisten gewaltbereiten Fans (630).
Es folgen Schalke 04 mit 625 Fans und Borussia Dortmund mit 580. Rekordmeister Bayern München liegt mit 291 Problemfans im Mittelfeld, noch hinter dem 1. FC Nürnberg (480), Borussia Mönchengladbach (430) dem Hamburger SV (390) und dem VfB Stuttgart (305). Schlusslicht bildet mit 70 gewaltbereiten Fans 1899 Hoffenheim.
In der 2. Bundesliga fanden sich in der vergangenen Saison die meisten Gewalttäter unter den Anhängern der beiden Hauptstadt-Clubs. Die Polizei rechnet Union Berlin 425 gewalttätige Fans zu, Hertha BSC 397. Es folgen der MSV Duisburg und Fortuna Düsseldorf mit jeweils 280. Am Ende der Statistik rangieren der FC Ingolstadt und FSV Frankfurt mit jeweils 40 Problemfans.
sid
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