Dass die Presse mehr lügt als die Wahrheit schreibt ist bekannt. Kaum bekannt ist hierzulande, dass sie sich auch in der Sparte "Kabarett" verdient machen - zumindest in Deutschland. Gut, dort haben sie nur mehr oder weniger unlustige "Comedians", was für die Zeitungen bedeutet, hier eine Marktlücke ausfüllen zu können, aber manche Artikel sind sowas von lustig, dass man nicht weiss ob die Verfasser damit nur unterhalten wollen oder tatsächlich glauben, was sie da schreiben. So wie bei diesem nachfolgenden Artikel:
Plötzlich brennen die Pyros
Ein
Bundesliga-Spieltag mitGabriel Winterer, seit zehn Jahren Leiter der
Polizeieinsätze beiSpielen des SC Freiburg
Samstag,
kurz nach zwei in Freiburg. Die Ruhe vor dem Sturm. Es ist ein ganz normaler
Arbeitstag für Gabriel Winterer, der seit zehn Jahren als Leiter der
Polizeieinsätze bei Spielen des SC Freiburg arbeitet. Gut, das Wetter ist nicht
das Beste, doch wenigstens bleibt rund um die Fußballarena alles friedlich. Die
ersten Anhänger von Borussia Dortmund sind um 12 Uhr bereits im Breisgau
angekommen, die sogenannten Problemfans haben sich längst von den Beamten
anstandslos in ihre Kurve im Badenova-Stadion geleiten lassen. Die beiden
großen Zellen im Bauch der Südtribüne sind leer. Es ist angerichtet für das
Spiel des Bundesliga-Letzten gegen den Deutschen Meister. „Noch ist alles
ruhig“, sagt Polizeioberrat Winterer, „aber das kann sich immer schnell
ändern.“ Er spricht aus Erfahrung, und er kann da noch nicht wissen, wie Recht
er damit haben wird.
Winterer
wird zwar ständig angefunkt im Vorfeld dieses letzten Spiels 2011, doch immer
wenn er sich mit „Feldberg hört“ meldet, sind es Kleinigkeiten, um die der Chef
sich kümmern muss. Auf den Gästerängen stehen die Dortmunder Fans, mit
gelb-schwarzen Wollmützen und Schals gegen die bittere Kälte geschützt, und
schwenken ihre Borussen-Fahnen. Was zu diesem Zeitpunkt noch niemand weiß: Das
alles sind Puzzleteile, die zusammengesetzt ein perfektes Krimi-Drehbuch
ergeben.
Los geht
es wenige Sekunden vor dem Anpfiff der zweiten Hälfte. Die Stimmung schlägt
unvermittelt um und Gabriel Winterers düstere Prophezeiung wird wahr. Plötzlich
überstrahlt im BVB-Block das Licht von zig grell-roten Fackeln das Schwarz und
Gelb der dicht gedrängten Fans, die schnell in Rauch gehüllt sind. Das alles
passiert direkt vor der Befehlsstelle, wo unterm Stadiondach die Polizei auf
etlichen Monitoren die Bilder der vier Überwachungskameras verfolgt und
analysiert. Heute allerdings können die Beamten nicht sofort reagieren. Es geht
alles viel zu schnell – und ist erschreckend präzise geplant und vorbereitet.
„Das war
eine von langer Hand organisierte Aktion“, sagt Winterer, der Leiter des
Polizeireviers Freiburg-Süd ist, später. „Bereits vor dem Stadion wurden im
großen Stil diese Wollmützen verkauft, die uns die Identifizierung erschwert
haben, da alle gleich aussahen. Dann haben sich die Dortmunder Fans am Anfang
der zweiten Halbzeit unter zwei großen Fahnen versteckt und mit Schals
vermummt. Im Schutze dieser haben sie die kleinen Halter der Fahnen benutzt, um
die Pyrotechnik zu zünden“, erzählt er weiter. „Insgesamt wurden 36 so genannte
Bengalnebeltöpfe beziehungsweise Seenotrettungsfackeln gezündet, und zwei haben
wir noch unverbraucht nach dem Spiel sichern können. Wenn Sie so wollen, haben
wir damit 38 Verstöße nach dem Sprengstoffgesetz auf einen Schlag.“
Die
Gefahren einer solchen „Feuershow“ seien immens, „von den gesundheitlichen
Auswirkungen für die Leute, die mehrere Minuten in einer so engen Gruppe im
dichten Rauch standen, mal ganz abgesehen“, sagt Winterer. Eine Seenotrettungsfackel,
im Fanjargon Bengalo genannt, kann beispielsweise bis zu 2000 Grad heiß werden
und ist nicht löschbar. „Das war schon eine sehr große Dimension“, seufzt
Winterer. Sollten die Täter identifiziert werden, können Anzeigen bei der
Staatsanwaltschaft sowie eventuell bundesweite Stadionverbote auf sie zukommen.
Die
Ermittlungen werden nun noch Wochen dauern. Die Videoaufzeichnungen werden
ausgewertet, ehe mit Szenekundigen Beamten aus Dortmund die Täter im Idealfall
bestimmt werden können. „Wir müssen Sekunde für Sekunde anschauen und suchen,
ob wir was rauskriegen“, sagt der Freiburger Polizist. Die üblichen „kleineren
Geschehnisse“, so Gabriel Winterer, wie Beleidigungen, Körperverletzungen,
Sachbeschädigungen, Betrunkene, ein Diebstahl von Fanutensilien des Gegners
oder das Anspucken eines Polizisten rücken an einem solchen Tag schnell in der
Hintergrund. An einem Bundesliga-Spieltag im beschaulichen Freiburg, der so
ganz normal und friedlich begonnen hatte.