Für die Dynamofans sollte das Pokalspiel in Dortmund ein Highlight der Saison werden. Der amtierende deutsche Meister als Gegner, ein tolles Stadion und zwei Fangemeinden, die ohne Zweifel zum Besten zählen, was der deutsche Fußball zu bieten hat. Alles war angerichtet für ein Fußballfest. Was schlussendlich für alle Zeiten vom vergangenen Dienstag übrig bleiben wird, sind Schlagzeilen über Randale und Gewalt von Dynamofans. Die Zutaten, die es braucht, um ein solches Desaster anzurichten, sind bekannt und nicht neu. Nicht im Fußball allgemein und ganz besonders nicht bei unserem Verein.
Man nehme einige Dynamofans, die nicht einmal ansatzweise in der Lage sind, die Folgen ihrer Dummheit einzuschätzen oder denen die Konsequenzen ihres kriminellen Verhaltens völlig egal sind. Sturzbetrunkene Chaoten, die im "Schutze" einer großen Fanmasse jegliche Hemmungen und jegliche Rücksicht auf umstehende Fans oder sogar Familien vergessen. Die auf verbale Provokationen aus dem Dortmunder Fanlager allein durch Werfen von Gegenständen und Schlägereien antworten können. Idioten, die es für normal halten, Flaschen und Feuerwerkskörper in Menschenmengen zu werfen und die den einzigen Sinn eines Spielbesuchs darin sehen, Dinge zu zerstören und Menschen zu verletzen. Dynamofans, von deren Verhalten sich die Fangemeinschaft Dynamo entschieden distanziert.
Man nehme eine Polizei, die nicht in der Lage ist, ein schlüssiges Konzept zu entwerfen und umzusetzen, dass deeskalierend wirkt und Sicherheit gewährleistet. Eine Polizei, die unkoordiniert, aggressiv, provozierend und unprofessionell agiert. Polizisten, die Pfefferspray wahl- und rücksichtslos auch gegen Unbeteiligte und gegen einen schlichtenden Dresdner Ordnungsdienst einsetzen.
Und man nehme Medien, deren Berichterstattung bereits Tage vor dem Spiel feststeht. Journalisten wie Herrn Poschmann, dessen Voreingenommenheit und Abneigung gegenüber den Fans aus Dresden mehr als offensichtlich war und ein ZDF, dass auf Kosten Dynamos versuchte, die Worte ihres Kommentators Oliver Schmidt zum Thema Pyrotechnik in der Öffentlichkeit zu relativieren. Zeitungen und Fernsehsender, die ohne einen Funken journalistischer Sorgfaltspflicht jede Halb- und Unwahrheit übernehmen, aufblasen und weiterverbreiten.
Nun ist der Kessel wieder einmal übergekocht und wieder einmal - auch das ist nicht neu - wird von allen Seiten versucht, die jeweiligen Anteile an der Schuldfrage zu erörtern und den entsprechenden Parteien zuzuschieben. Während die einen der Zutat Gossenjournalismus die größte Wirkung einräumen, sind die nächsten vom besonderen Einfluss unfähiger Polizisten überzeugt. Wieder andere sperren in blinder Wut und bester Stammtischmanier ganze Fangruppen in Steinbrüche und Gefängnisse oder zerren Provokationen von Seiten der Dortmunder Fans in den Ring.
Die Fangemeinschaft Dynamo wird sich an diesen Diskussionen nicht beteiligen. Zum einen sind wir Interessenvertreter und Dachverband der Dynamofans und damit für uns und unsere Fehler zuständig, nicht für die von Journalisten, Polizisten oder Fans anderer Vereine. Zum anderen ist die Fangemeinschaft Dynamo fest davon überzeugt, dass uns Streitereien über den prozentualen Anteil an Schuld und theoretische Debatten über Hypothetisches genauso wenig voranbringen, wie ständige nicht untersetzte Distanzierungen, Verurteilungen und Entschuldigungen. Unsere ausdrücklich ablehnende Haltung zu Böllern, Körperverletzungen - als nichts anderes betrachten wir auch die Attacke mit Laserpointern - oder Zerstörungen ist oft dokumentiert und hat sich nicht geändert. Wir sehen uns jedoch mehr in der Pflicht, die Ursachen zu bekämpfen, als im Nachgang die Wirkungen uneffektiv anzuprangern.
Die Fangemeinschaft Dynamo hält konsequente, ehrliche, zielorientierte Arbeit für den einzig brauchbaren und erfolgreichen Weg. Rückschläge wie der am vergangenen Dienstag dürfen dabei kein Grund zu Resignation sein, sondern im Gegenteil ein Auftrag zu mehr. Wir werden nach dieser Maxime handeln. Was wir, die Fangemeinschaft Dynamo, dafür allerdings brauchen, ist die Hilfe und Unterstützung von möglichst vielen.
Wir brauchen Journalisten, die über die fantastische Stimmung, welche Dynamofans an jedem Wochenende in die deutschen Stadien tragen berichten. Über engagierte Mitglieder, über Fanbürgschaften, Spendeninitiativen und Fanbetreuer. Über Fußballturniere und soziale Projekte, über aktive Fanclubs, -vereinigungen und -gruppen.
Wir brauchen professionelle Polizisten und Ordnungsdienste, die Dynamofans weder als Feinde noch als Trainingsobjekte betrachten, auch nicht in komplizierteren Situation. Polizisten, die sich der Wirkung von Pfefferspray ebenso bewusst sind, wie der ihres persönlichen Auftretens. Polizeichefs, die ehrlich und offen mit uns sprechen und uns zuhören, wenn wir dies mit ihnen tun.
Wir brauchen Verbände, die Absprachen mit Fußballfans einhalten. Funktionäre, die die Anstrengungen von Vereinen und Faninitiativen anerkennen und das nicht nur mit Worten. Einen DFB und eine DFL, die sich jeden Tag aufs Neue bewusst machen, dass das Produkt, welches sie für viel Geld verkaufen, ohne Fans nicht einmal das Schwarze unterm Nagel wert ist.
Wir brauchen Fans, die uns noch intensiver als bereits jetzt schon bei unserer alltäglichen Arbeit unterstützen. Als Mitglied, als Fanbetreuer, als Helfer bei Aktionen und Veranstaltungen. Mit Zeit, mit Energie, mit Geld, mit Kreativität und Phantasie. Mit mehr als Forderungen, Parolen und Absichtsbekundungen in Internetforen. Fans und Fanclubs mit Zivilcourage und Selbstbewusstsein. Fans, die ehrlich und offen sagen, was sie wollen und was nicht. Jedem gegenüber.
Und wir brauchen einen Verein, der Ehrenamt noch mehr unterstützt. Einen Verein, der noch aktiver diejenigen stärkt, die Dinge positiv verändern wollen. Einen Verein, der den Sinn darin erkennt, trotz knapper Kassen noch intensiver in Fanarbeit, Fanbetreuung, in Vereinsleben zu investieren. Einen Verein, der noch umfassender und grundsätzlicher als bereits geschehen, Prioritäten zugunsten dieser Themen setzt.
Der vergangene Dienstag war kein guter Tag für Dynamo Dresden und deshalb auch kein guter Tag für die Fangemeinschaft Dynamo. Er ist jedoch für uns kein Anlass, aufzugeben oder locker zu lassen. Im Gegenteil. Der vergangene Dienstag ist für uns ein Auftrag noch mehr zu tun. Noch konsequenter und noch kontinuierlicher. Wir werden das und zwar gemeinsam mit allen, die das ebenfalls wollen.
Fangemeinschaft Dynamo