Mittwoch, 15. Juni 2011

ROTE ARMEE FRAKTION (Baader-Meinhof-Bande)

Die Rote Armee Fraktion (RAF) war eine linksextremistische terroristische Vereinigung in der Bundesrepublik Deutschland. Sie wurde 1970 von Andreas Baader, Gudrun Ensslin, Horst Mahler, Ulrike Meinhof und weiteren Personen gegründet. In ihrem Selbstverständnis betrachtete sich die Gruppe als kommunistische, antiimperialistische Stadtguerilla nach südamerikanischem Vorbild ähnlich den Tupamaros in Uruguay. Sie war verantwortlich für 34 Morde, zahlreiche Banküberfälle und Sprengstoffattentate. 1998 erklärte sie ihre Selbstauflösung. Bis dahin waren auch 27 Mitglieder und Sympathisanten der RAF durch Fremdeinwirkung, Selbstmord, Hungerstreik oder Krankheit ums Leben gekommen. In den 1960er-Jahren wuchs in der Bundesrepublik eine Generation heran, die das Verhalten ihrer Eltern während des Nationalsozialismus kritischer betrachtete. Der Kapitalismus, die parlamentarische Demokratie und die bürgerlichen Lebensformen wurden in Frage gestellt. Verstärkt durch die US-amerikanische Bürgerrechtsbewegung und den Vietnamkrieg entstand in Teilen der Gesellschaft eine ablehnende Haltung gegenüber der Politik der USA. In den großen Universitätsstädten Westeuropas kam es zu Demonstrationen der Studenten gegen die US-amerikanische Politik, wobei oft auch andere Themen kritisch angesprochen wurden. In der Bundesrepublik entstand aus der Studentenbewegung die außerparlamentarische Opposition, die jedoch bereits 1969 zerfiel. Die stärker politisierten Jugendlichen nahmen das Ende der Bewegung als Niederlage wahr und versuchten ihre politischen Ideale auf anderen Wegen zu verwirklichen. Viele wurden Mitglieder der SPD oder versuchten anders den Marsch durch die Institutionen. Die RAF verstand sich als Teil des internationalen Antiimperialismus und war der Ansicht, dass der bewaffnete Kampf gegen den so genannten „US-Imperialismus” auch in Westeuropa geführt werden müsse. In Teilen der ehemaligen Studentenbewegung, den K-Gruppen und aus anderen Kreisen der Bevölkerung gab es zunächst Sympathien für die Gruppe. Dies äußerte sich etwa in Unterstützungsaktionen und einer weitverzweigten, halblegalen Unterstützer-Logistik, vor allem durch die Rote Hilfe. Auch die Liste prominenter Verteidiger der ersten Generation ist ein Indiz dafür. Die zweite Generation hatte aufgrund der Wahl ihrer Anschlagsziele diese Basis größtenteils verloren und operierte als klandestine, militante und abgeschottete Gruppierung noch entfernter von der Entwicklung der öffentlichen Meinung der Bundesrepublik. Es lassen sich mehrere Generationen unterscheiden, zwischen denen jeweils keine oder nur geringe personelle Kontinuität vorhanden war. Die im Wesentlichen drei Generationen unterscheiden sich zudem durch Organisationsstrukturen und Veränderungen in Theorie und Praxis. Trotzdem stellt das Generationenmodell eine Vereinfachung dar. Die RAF als eine relativ kleine Gruppe wollte nicht als „Spitze“ oder „Avantgarde“ der revolutionären Bewegung in Deutschland fungieren, sondern als Teil dieser. Die Anzahl der direkt im Untergrund aktiven Mitglieder des sogenannten harten Kerns aller drei Generationen betrug zwischen den 1970er- und 1990er-Jahren zusammengefasst zwischen 60 und 80 Personen. Zu den aktiven Unterstützern wurden in dem gesamten Zeitraum etwa 300 Personen gezählt. Sie scheiterte bei dem Versuch, den Kreis der bewaffnet Kämpfenden zu vergrößern. Bei ihren terroristischen Anschlägen oder Geiselnahmen wurden 34 Menschen von RAF-Mitgliedern ermordet und es gab zahlreiche Verletzte. Außerdem starben in der Zeit ihres Bestehens 20 Mitglieder der RAF. Die 1977 bis 1979 in Reaktion auf die RAF-Verbrechen im „Deutschen Herbst“ verabschiedeten Anti-Terror-Gesetze griffen in die Persönlichkeitsrechte aller Bundesbürger ein, wurden aber überwiegend als den rechtsstaatlichen Prinzipien genügend akzeptiert. In den Medien wurde die RAF anfangs oft als „Baader-Meinhof-Bande“ oder als „Baader-Meinhof-Gruppe“ bezeichnet. Gebräuchlich ist seit etwa Mitte der 1970er-Jahre ihr selbst gewählter, an die Bezeichnung für kommunistische Armeen (vgl. Rote Armee der Sowjetunion) angelehnter Name „Rote Armee Fraktion“. Den anfänglichen Begriff „Rote Armee“ prägte Gudrun Ensslin in der Kampfschrift „Rote Armee aufbauen“. Statt der alphabetischen Aussprache der Abkürzung RAF als „Err-A-Eff“ hört man häufig auch die Sprechweise „Raff“.

Gudrun Ensslin spielte übrigens 1967 in einem Experimentalfilm namens „Das Abonnement“ die weibliche Hauptrolle. Sie war neben Ulrike Meinhof und ihrem Freund Andreas Bader die Dritte der Baader-Meinhof-Bande. Alle Drei begingen Selbstmord im Gefängnis, Meinhof 1976, die anderen beiden in der „Todesnacht von Stammheim“ 1977.